Die Macht der Erzählwelten – warum wir Universen für Firmen entwickeln
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Erinnern Sie Sich noch an die Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson? Die Filme alleine erzielten ein weltweites Einspielergebnis von knapp drei Milliarden US-Dollar, aber das war längst noch nicht alles.
Die Menschen stürmten seinerzeit in die Geschäfte um mit elbischen Schriftzeichen gravierte Ringe in allen erdenklichen Preisklassen zu kaufen, und das obwohl so ein Ring in den allermeisten Fällen keine magischen Kräfte, geschweige denn einen besonderen materiellen Mehrwert hatte. Die Ringe waren in den meisten Fällen noch nicht mal sonderlich auffällig oder hochwertig und dennoch wurden (und werden!) sie gekauft.
Wieviel Geld alleine mit diesen Ringen und anderen Fanartikeln erwirtschaftet wurde, ist ein wohlgehütetes Geheimnis, aber jeder in der Film- und Medienbranche weiß, dass es sich bei Merchandise-Rechten um ein hochlukratives Nebengeschäft handeln kann, zumindest sofern man es richtig angeht. Ähnliche Phänomene kennt man von Star Wars, Marvel und tausenden anderen Intellectual Properties (IPs), deren Inhalte über verschiedene Medien, Formate und Plattformen hinweg transportiert und vermarktet werden. Aber warum in aller Welt kaufen Zuschauer bzw. User solche Fanartikel?
Warum kaufen Menschen „den einen Ring“ und keinen anderen?
Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir lieben es uns zugehörig zu fühlen und nehmen sogar bereitwillig Geld in die Hand, um uns das Gefühl einer solchen Zugehörigkeit zu erkaufen. Wenn uns eine Erzählwelt gefällt, beispielweise weil sie mit unseren Wünschen, Werten und Hoffnungen harmoniert, dann möchten wir uns mit ihr verbinden und auch in unserem Alltag möglichst viel Zeit in ihr verbringen.
Wir gehen beispielsweise ins Kino, um einen Film zu sehen. Der Film gefiel und hat uns mit einer neuen und für uns attraktiven Erzählwelt in Kontakt gebracht. Wir werden neugierig und bereits beim Verlassen des Kinosaals zücken wir unser Smartphone, um die Wikipedia-Seite für mehr Hintergrundinformationen zu diesem oder jenem Handlungsstrang aufzurufen, ein Youtube-Video über etwaige Easter Eggs zu schauen, oder dem Instagram-Kanal eines Schauspielers zu folgen, der in diesem Film mitgespielt hat.
Auf dem Heimweg rezitieren wir vielleicht die eine oder andere Dialogzeile und da unser Smartphone spätestens jetzt weiß, welchen Film wir gesehen haben, erhalten wir auf unseren Social Media Streams von nun an öfters Werbung für ähnliche Filme, Bücher, Fanartikel und Spiele. Hin und wieder kaufen wir dann sogar etwas aus dieser Erzählwelt – vielleicht ein T-Shirt mit dem Logo des Films oder eine Funko Pop-Figur unserer Lieblingsfigur. Manche schneidern sich aufwändige Cosplay-Kostüme um in die Rollen ihrer Idole zu schlüpfen und andere kaufen eben Ringe oder andere Objekte, um ihr Bedürfnis zu befriedigen.
Es sind genau diese sozialen Impulse, die IP-bewusste Unternehmen ansprechen wollen, wenn sie ihre Erzählwelten über verschiedene Medien und Plattformen auswerten. Je attraktiver und beständiger die Erzählwelt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Nutzer auf die eine oder andere Weise mit ihr beschäftigen – und vielleicht sogar etwas kaufen.
Transmedialität als Schlüssel zum Erfolg
Die Schaffung eines starken erzählerischen Universums ist daher nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine strategische Herausforderung. In den letzten Jahren haben wir immer häufiger erlebt, dass Unternehmen professionelle Hilfe in Anspruch genommen haben, um ihre eigenen Erzähluniversen zu entwickeln und die Geschichten, die sich aus diesen Welten ergeben, auf verschiedenen Plattformen und in unterschiedlichen Formaten veröffentlichen.
Dahinter steht der Gedanke, dass ein kohärentes und attraktives erzählerisches Universum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich die Nutzer damit beschäftigen und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie etwas kaufen, was damit zusammenhängt. Dieser Ansatz ist als „Transmedialität“ bekannt: die konsistente Nutzung einer Geschichte oder Welt über verschiedene Medienplattformen hinweg. Ein bekanntes Beispiel aus der Spielebranche ist die Halo-Reihe, zu der nicht nur Videospiele, sondern auch Bücher, Comics und Spielzeug gehören. Je besser eine Geschichte über verschiedene Medienplattformen hinweg erzählt wird, desto erfolgreicher wird sie sein.
Bei der Transmedialität geht es jedoch nicht nur darum, Inhalte für verschiedene Plattformen neu zu verpacken. Um erfolgreich zu sein, muss die Geschichte auf die jeweiligen Stärken des Formates zugeschnitten sein. Ein Buch zum Beispiel kann eine ganz andere Geschichte erzählen als ein Videospiel und Youtube Videos folgen anderen Dramaturgien als TV-Movies oder Kinofilme. Der Schlüssel liegt darin, die jeweiligen Stärken der einzelnen Medienarten und Plattformen zu nutzen, um ein attraktiveres und fesselnderes erzählerisches Universum für die jeweilige Marke bzw. das jeweilige Unternehmen zu schaffen.
Benötigen eine KfZ-Werkstatt, eine Kosmetikerin oder ein Friseur ein eigenes Erzähluniversum?
Ja, wenn sie erfolgreich sein wollen. Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer tun dies auf unbewusster Ebene bereits seit dem Anbeginn lokaler Geschäftstätigkeiten. Nicht umsonst gehen manche Menschen lieber zu diesem als zu jenem Dienstleister oder in ein bestimmtes italienisches Restaurant, auch wenn der Service oder das Essen ansonsten identisch sind.
Auch hier spielt der Wunsch, an die jeweilige Erzählwelt anzudocken, eine Rolle bei der Kaufentscheidung. Der Besuch beim Lieblingsitaliener ist beispielsweise ein Live Event, bei dem sich zahlende Gäste an ihren letzten Sommerurlaub erinnern und sich der italienischen Lebensart in besonderer Weise verbunden fühlen dürfen.
Manche Leute denken vielleicht, dass die Schaffung eines narrativen Universums nur für große Unternehmen notwendig ist, aber das stimmt nicht. Im Gegenteil, kleine Unternehmen, lokale Businesses und Start-Ups haben es oftmals viel leichter, ein starkes erzählerisches Universum zu entwickeln, weil sie oft persönlicher und näher an ihren Kunden sind. Influencer und Einzelunternehmer haben es sogar besonders leicht, denn bei ihnen geht es meistens um vorbestehende Personenmarken und Persönlichkeiten, deren Geschichten lediglich auf unterschiedliche Erzählplattformen abgetragen werden müssen.
Die Bedeutung von transmedialen Erzählwelten fürs moderne Marketing
In der Vergangenheit konnten sich Unternehmen damit begnügen, ein gutes Produkt oder eine gute Dienstleistung anzubieten. Aber im Zeitalter der sozialen Medien und des Internets reicht das nicht mehr aus. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen heutzutage ein eigenständiges, erzählerisches Universum schaffen, mit dem sich die Nutzer auf einer persönlichen Ebene auseinandersetzen können. Andernfalls werden sie schnell von Konkurrenten abgehängt oder verschwinden mittelfristig in der Bedeutungslosigkeit.
Sollten Sie also ein wie auch immer geartetes Geschäft betreiben, so lautet die Empfehlung: Vergegenwärtigen Sie sich was Ihr Erzähluniversum ausmacht oder beginnen Sie so bald wie möglich mit der Entwicklung Ihrer eigenen Erzählwelt. Es mag wie eine Menge Arbeit erscheinen, aber es lohnt sich, weil ein wohldefinierter und plattformweit geführter Story-Kern die Grundlage für jedes neue Produkt und jede neue Marketingaktivität von der Kaltakquise bis hin zum Social Media Posting sein kann.
Beginnen Sie also am besten noch heute, die Macht der Erzählwelten und des Geschichtenerzählens für sich zu nutzen und Ihre Kunden mit jedem neuen Like und jeder Kaufentscheidung an Ihr Erzähluniversum andocken zu lassen – oder wie Tolkien es seinerzeit so trefflich formuliert hat:
„Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“ ;)
Vielen Dank fürs Lesen!
Wir hoffen, dass dieser Beitrag Ihnen ein besseres Verständnis für die Macht des Geschichtenerzählens vermittelt und warum Unternehmen zunehmend Universen für sich selbst entwickeln sollten. Wenn Sie Fragen haben, können Sie uns direkt kontaktieren. Wir helfen Ihnen gerne weiter!